Informationen
Anzeige

Was tun nach Zeckenbiss?

Was tun nach Zeckenbiss?
Foto: Pixabay

Chefarzt Dr. Martin Kaatz vom SRH Wald-Klinikum Gera rät


Kleines Insekt, große Gefahr? Die Zeckenzeit hat begonnen und damit rückt die Frage nach der Gefährlichkeit der kleinen Blutsauger und der von ihnen übertragenen Borreliose wieder in den Mittelpunkt. Regelmäßig streiten darüber zwei Lager: Das eine hält die von Zecken übertragene Infektionskrankheit für gefährlich unterschätzt. Das andere glaubt, die Diagnose müsse immer dann herhalten, wenn Arzt und Patient sich Krankheitssymptome  nicht anders erklären können. Dr. Martin Kaatz, Chefarzt Hautklinik, SRH Wald-Klinikum Gera, dazu.

Tatsächlich ist Borreliose in unseren Breiten die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung. In Zahlen heißt das: Jährlich werden aus den thüringischen Landkreisen zwischen einer und 80 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner gemeldet. Die Zahlen gehen leicht zurück, 2012 wurden 326 Thüringer mit der Diagnose Lyme-Borreliose behandelt. „Es gibt keinen Grund zur Panik, wohl aber einen zum schnellen Handeln nach einem Zeckenbiss“, sagt Dr. Martin Kaatz, Chefarzt der Hautklinik am SRH Wald-Klinikum Gera. Einen Impfstoff gegen Borreliose gibt es nicht. Man kann sich vor Ansteckung aber schützen. Wer durch Gras, Gebüsch und Unterholz wandert, sollte dies mit langen Hosen und geschlossenen Schuhen tun und danach den Körper auf die anhänglichen Parasiten absuchen. Diese suchen sich ein lauschiges Plätzchen für Ihre Blutmahlzeit, das nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist. Hat eine Zecke einmal zugebissen, sollte sie zügig entfernt werden, denn die Gefahr einer Infektionsübertragung steigt mit jeder Stunde ihres Verbleibs. Die Borrelien befinden sich im Mitteldarm des Spinnentiers (Arthropode) und wandern während des Saugaktes langsam in die Haut des Wirtes (also wir). Damit wird auch deutlich, dass brachiale Gewalt bei der Zeckenentfernung eher die Infektionsgefahr steigert. Öl führt zum Würgereiz bei der Zecke, starker Druck beim Herausziehen zum Ausquetschen. Sachgerecht wird der Holzbock am besten mit einer Zeckenzange unter einer leichten Zugdrehbewegung entfernt.
 
Die sofortige Gabe von Antibiotika nach einem Biss hat sich nicht durchgesetzt. Genauso wenig sinnvoll sei es, die Zecke untersuchen zu lassen. „Das sagt nichts darüber, ob sich jemand infiziert hat oder nicht“, erklärt der Chefarzt. Nach einem Zeckenbiss sollte man auf erste Symptome einer Borreliose achten. Typisch ist die sogenannte Wanderröte, die frühestens fünf Tage nach dem Biss auftritt und sich in Form eines symptomlosen langsam wachsenden rötlichen Kreises präsentiert. Diese kann von grippalen Symptomen begleitet werden und wird mit einer Antibiotikatherapie behandelt. Wird eine Therapie versäumt, können nach Monaten und Jahren auch Herzbeschwerden, neurologische Ausfälle (Nervenschmerzen) oder Gelenkschmerzen auftreten. Der Hautarzt beobachtet auch sogenannte Lymphozytome, Knoten vor allem an Ohrläppchen, Brustwarzen oder Hodensack, die durch Entzündungszellen als Antwort auf die Borrelien hervorgerufen werden. Selten tritt nach vielen Jahren auch eine Atrophie (Auszehrung) der Haut auf, die sich meist im Bereich von Armen und Beinen entwickelt. Eine Borreliose zu erkennen, ist manchmal schwierig, da die Ergebnisse von Blutuntersuchungen, oft nicht eindeutig sind. Auch ein positiver Test bedeutet nicht in jedem Fall eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Viele Beschwerden, die von Patienten geäußert werden, können zudem zahlreiche andere Ursachen haben - manchmal Anlass für eine Odyssee durch Arztpraxen.

Selten sind übrigens die Fälle einer weiteren Infektionskrankheit, die die Zecken übertragen: Frühsommermeningoenzephalitis (FMSE), die schwere Hirnschäden anrichten kann. Mit den Kreisen Saale-Holzland, Saale-Orla, Saalfeld-Rudolstadt, mit Sonneberg, Hildburghausen,  Jena und Gera sind sieben Risikogebiete ausgewiesen. Hier ist die Impfung der beste Schutz und allen Einwohnern dieser Regionen zu empfehlen, die sich häufig in Garten oder Wald aufhalten bzw. beruflich in der Natur arbeiten. In Thüringen gab es im vergangenen Jahr sechs Erkrankungen.

Dr. Martin Kaatz, Chefarzt Hautklinik, SRH Wald-Klinikum Gera

Ähnliche Artikel